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Nachrichten aus Rüppurr

Und sie lebt doch!

Unsere Nachbarstochter: Veronique, 5 Jahre alt, sollte getauft werden. Ehrensache, dass wir als gelegentliche „Babysitter“ dabei sind. Im Bläddle stand was von Familiengottesdienst um 11:00 Uhr, dann dürfte die ganze Veranstaltung nicht so lange dauern. Wenn Kinder dabei sind, wird ja auf deren begrenztes Konzentrationsvermögen Rücksicht genommen.
Wir nahmen also in der Kirche Platz. Die Orgel spielte und sie spielte fröhlich. Nie hatte ich vorher derartige Musik von einer Orgel vernommen. Klasse, ich war angenehm überrascht und begann zu lächeln. Die Orgel spielte immer fröhlicher und ich vermutete: gleich tanzt da oben der Bär. Auch die anderen Gesichter grinsten, eine Stimme meinte: jetzt ist er (der Kantor) in seinem Element. Auf alle Fälle hatte der Kantor mit seinem Rhythmus jedes Eis gebrochen. Der Pfarrer sprach einige Worte und forderte die anwesenden Großen und vielen Kleinen auf, sich die schönen Bildfenster der Kirche per Rundgang anzusehen. Später erklärte er ein Bild, auf dem Jesus mit Kindern zu sehen war. Ein Anliegen des Künstler: nicht irgendwelche Kinder abzubilden, sondern die Kinder des Dorfes Rüppurr. Wieder was g’lernt. Auf einem der anderen Fenster waren nämlich gleich neben Luther der ehemalige Pfarrer von Rüppurr Lebrecht Mayer und seine Frau zu sehen. Und ich war bis dahin immer der Meinung gewesen, dass sich Lebrecht Mayer damit ein Denkmal hatte setzen wollen. Da lag ich wohl falsch, denn der Künstler hatte es so gewollt.
Nach dem Rundgang wurde den Anwesenden nur kurz kirchliche Ruhe gegönnt. In vier Gruppen eingeteilt war eine Sightseeingtour durch die Kirche angesagt mit vier Stationen: Orgel, Taufbecken, Kanzel und Altar. Hätten Sie gedacht, dass unsere Orgel 3.600 Flöten hat und sie Töne produziert, die ältere Ohren garnicht mehr hören können? Am wichtigsten aber war: Veronique, das Taufkind, durfte eine Taste drücken, ziemlich lange sogar. Geschätzt war sie vor Stolz danach 10 cm größer als vorher. Taufbecken und Kanzel überspringe ich jetzt. Wir standen im Halbbogen vor dem Altar. Die Kinder wurden befragt, was sie über ihn wissen und sie wussten überraschend viel. Brot wurde verteilt – türkisches Fladenbrot, recht trocken, aber lecker. Soll noch einer behaupten, wir hätten kein Herz für Andersgläubige. Und es gab Traubensaft aus Waffelbecherchen mit Schokoglasur – auch sehr lecker und nebenbei eine Metapher für das Abendmahl.
Ach ja, dann wurde Veronique getauft – eine sehr feierliche Zeremonie. Nun war sie auch Mitglied der Gemeinde.
Auf dem Heimweg, schaute ich auf die Uhr. Es war 12:30 Uhr. Keines der anwesenden Kinder hatte gequängelt, alle verließen mit lächeldem Gesicht die Kirche. Und ich dachte: ja, sie lebt noch: Die Kirche, die für die Menschen da ist. Gut gemacht!
Und wenn ich jetzt nur über die evangelische Kirche berichtet habe, ich kann mich an einen Schülergottesdienst bei Pfarrer Geier erinnern. Da wollten doch die kleinen Schüler die Kirche garnicht mehr verlassen. So toll war der Gottesdienst gewesen.
Es grüßt Sie Ihre Andrea Fesenbeck von der BGR

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